Mittwoch, 25. November 2009

Vietnam (Update2)



Ich bin also nach Hanoi geflogen. Das schwierigste ist es - ohne Taxi - vom Flughafen in die Stadt zu kommen. Nachdem ich ein bisschen rumgefragt habe bin ich irgendwie in einen Lokalbus gestolpert, in dem sonst nur Vietnamesen waren und natuerlich keiner englisch srach. Geld hatte ich auch noch nciht getauscht und habe dem Kassierer deshalb einen Dollar hingehalten, woraufhin er gut gelacht hat und mir sogar noch ein paar Dong zurueckgegeben hat - was in Asien keinesfalls selbstverstaendlich ist. Meist werden eher zwei Dollar verlangt, obwohl die Einheimischen nur einen Bruchteil zahlen.
Zu Hanoi habe ich irgendwie ein gespaltenes Verhaeltnis. Die Altstadt ist zwar wirklich ganz schoen, aber der Verkehr geht wirklich gar nicht. Ich bin zwar an chaotischer Verkehrsverhaeltnisse gewoehnt, aber die Motorroller hier sind mir doch zu viel. Falls der Gehweg nicht von Geschaeftsauslagen zugestellt ist stehen da Motorbikes, man muss also fast immer auf der Strasse laufen, wo dann - natuerlich - noch mehr Motorroller fahren und zwar wirklich in dichten Schwaermen und ohne alle Verkehrsregeln, wie ich es noch nirgendwo gesehen habe. Es gibt locker fuenf mal so viel Roller wie Fussgaenger.
Die kommunistische Propaganda haelt sich erstaunlicherweise in Grenzen. In Malaysia haengt jedenfalls mehr Regierungspropaganda, aber die muessen sich ja auch "waehlen" lassen. Wenn dann doch mal ein Poster auftaucht erinnert es mich auf jeden fall an jene, die auch in der DDR rumhingen: Exakt der selbe Stil, selten mit Ho-Chi-Minh, sondern eher mit - Stichwort: Arbeiter- und Bauernstaat - Sodaten und eben Bauern und Arbeitern. Das steht ziemlich im Gegensatz zu den Coca-Cola- und Adidastransparenten, aber vielleicht hat die Regierung auch deshalb so lange ueberlebt. (Ob sich die DDR-Buerger wohl auch mit den begehrten Konsumprodukten zufriedengegeben haetten?)
Dann habe ich ein Zwei-Tage-Tour in die Halong Bay gemacht, wo die Touristen zu hunderten auf Holzdschunken (eng: Junk, kein Scherz) gesteckt und durch die ueber 300 Karstfelsen geschippert werden die in der Bucht aus dem Wasser ragen. Auf meinem Boot waren nur 14 Leute und das war eigentlich ganz angenehm. Es gibt zwischen den vielen Felsen auch noch genug Platz um nicht staendig mit anderen Booten zusammenzustossen. Zum Ankern treffen sich dann abends allerdings alle Boote in der selben Region. Am naechsten Morgen konnten wir dann noch - viel zu kurz - Kajak fahren.
Nach Hue habe ich einen Nachtbus genommen, in dem man dank komischer Konstruktionen sogar wirklich liegen kann. Hauptsehenswuerdigkeit von Hue ist die Stadt selbst, das heisst die Zitadelle: Ich wuerde mal schaetzen es sind an die 10 qkm die an allen vier Seiten von einer dicken Mauer umgeben sind. Darin gibt es dann ein riesiges Palastareal mit vielen Saelen und Tempeln, das wiederrum von einer Mauer und einem Wassergraben umgeben ist. Am naechsten Tag habe ich mir dann ein Fahrrad ausgeliehen und damit noch einige Pagoden und Herrrschergraeber in der Umgebung abgeklappert.
Da Vietnam sich so weit von Norden nach Sueden erstreckt, hat das Land unterschiedliche Klimazonen. In Hanoi gibt es vier Jahreszeiten und momentan ist gerade Winter: ein eher mediteraner allerding. Die Temperatur faellt selten unter 10 Grad und bei Sonnenschein sind die Temperaturen wirklich angenehm. In Hue - das etwa in der Mitte liegt ist angeblich gerade Regenzeit aber ich hatte Glueck und die Sonne schien bei ueber 20 Grad. Vom vielen Regen kuenden nur die ueberall aufgestellten Schilder "Careful. Slippery Ground", die man ernst nehmen muss. In Ho-Chi-Minh-City wird es dann wohl wieder tropisch werden.

Dienstag, 17. November 2009

My Way

Eigentlich gäbe es noch ganz viel zu schreiben und Notizen habe ich auch noch in Hülle und Fülle, aber die Zeit war oft nicht da oder ich habe sie mir nicht genommen. Vielleicht kann ich das ein oder andere nachtragen wenn ich in Deutschland bin.


Erstmal bin in den letzten Wochen durch einen Marathon von allen möglichen Abschiedsdiners gescheucht worden, habe auf Bühnen Hände geschüttelt, für unzählige Fotos posiert, eine Abschiedrede gehalten und viele Geschenke bekommen - die sich zumeist als Hemden herausstellten. Vielleicht hatten sie irgendwie Mitleid, weil ich das ganze Jahr über nur vier verschiedene Hemden zum Unterricht getragen habe


Momentan gehen auch noch die Schüler der fünften Klasse um, die heute mit ihren Abschlussprüfungen beginnen und sich deshalb bei allen Lehrern für ihre Untaten entschuldigen und bitten dass man für ihren Erfolg betet - dazu schweige ich dann lieber.


Für mich hingegen ist die - mitunter schwierige - Zeit an der Schule vorbei. Morgen fahre ich zum Farewell-Camp von AFS nach Penang und am Sonntag beginnt dann die letzte große Reise: Ich werde zunächst nach Hanoi fliegen und an der vietnamesischen Küste südwärts innerhalb von zwei Wochen bis Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) tingeln. Von da aus geht es nach Manila und per Islandhopping durch die Philippinen nach Süden und auf einer langen Fährfahrt nach Sabah und Sarawak - die beiden auf Borneo gelegenen malaiischen Staaten. Dann noch mal per Flugzeug nach Jakarta, um noch etwas von den indonesischen Inseln Java und Sumatra zu sehen. Zum Schluss ist es mit der Fähre nur noch ein kurzes Stück über die Straße von Melaka zurück nach Kuala Lumpur.


Soweit die Planung für die nächsten sechs Wochen. Was davon Realität wird und ob Indonesien dem engen Zeitplan zum Opfer fällt weiß allein Allah oder niemand. Am vierten Januar fliege ich zurück nach Frankfurt. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle allen die hin und wieder lasen was ich hier verzapft habe. I'll be back.

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Mittwoch, 4. November 2009

Makanan & Minuma (Speis & Trank)

Ihr Essen ist etwas, auf das die Malaien ziemlich stolz sind - und worüber sie auch ständig reden. Gegessen selbst wird leider etwas leidenschaftslos: fast nie kann man Leute sehen die beim Essen entspannt zusammensitzen und sich länger unterhalten. Stattdessen gilt: hinsetzen, bestellen, reinschaufeln und gehen. Außer malaiischen Gerichten gibt es auch chinesische und indische Küche - und zahlreiche Kreuzungen.

Chinesisch wird mit Chopsticks gegessen; das kennt man ja. Malaien und Inder essen oft mit der Hand und zwar ausschließlich mit der rechten (reinen). Dabei schiebt man auf dem Teller ein kleines Häufchen Essen zusammen und nimmt es dann zwischen Fingern und Daumen auf. Auf den Fingerspitzen liegend führt man das Essen dann zum Mund und schiebt es mit dem Daumen hinein.


In größeren Städten und als Tourist bekommt man aber oft auch Besteck: das sind dann ein Löffel und eine Gabel, wobei das Essen mit der Gabel auf den Löffel geschoben und mit dem gegessen wird. Und wie werden die Steaks und Filets geschnitten, mag man fragen. Es gibt einfach keine.


Ich habe das Gefühl die Tiere werden hier komplett in eine Häckselmaschine geschoben und heraus kommen handliche Brocken aus Fleisch, Knochen, Fett, Sehnen und Knorpeln. Wer mich ein bisschen kennt weiß, dass alles was am Tier nicht Fleisch ist, bei mir wortwörtlich Brechreiz verursacht und ich habe mich - nachdem ich die Erfahrung ein paar Mal gemacht habe - darauf verlegt mich als Vegetarier auszugeben.


Eines meiner Lieblingsgerichte ist Laksa: Das ist eine scharf saure Fischsuppe mit dicken Reisnudeln - wobei der Fisch in Form von Fischmehl beigefügt wird. Außerdem einhält die Suppe Gurken, Salat, Ananas, Zwiebel, Ein, eine Limette und eine Menge Kräuter und Gewürze - hauptsächlich Chili.



Ein klassisches einfach zuzubereitendes Frühstücksgericht ist Nasi Lemak. Dazu wird Reis mit getrockneten Anchovis, gebrannten Erdnüssen, Gurkenscheiben, einem halben gekochten Ei und Sambal serviert. Sambal ist eine Chilipaste die bei ziemlich vielen Gerichten zum Einsatz kommt. Die Malayen nehmen davon gerne einen gehäuften Esslöffel, ich begnüge mich eher mit einer Messerspitz. In Foodstalls wird Nasi Lemak abends oft als kleine Pyramide im Bananenblatt verkauft, die man dann am kommenden Morgen essen kann.


An die Schärfe des Essens habe ich mich eigentlich ganz gut gewöhnt, allerdings macht der exzessive Chiligebrauch das Essen mitunter ein wenig fad, da ich darunter die anderen Gewürze oft nicht mehr so sehr schmecken kann. Gut möglich, dass das anders ist, wenn man sein Leben lang scharf isst.


Stark von der indischen Küche beeinflusst ist Roti Canai. Für die Zubereitung ist einiges Fingerspitzengefühl notwenig, weil man dazu eine Teigmasse in der Luft rumwirbelt bis sie wirklich hauchdünn ist. Der Fladen wird dann auf eine heiße Platte geschmissen und dort zusammengelegt, so dass man dann eine Art lockeren, luftigen Pfannkuchen bekommt - ein wenig wie Blätterteig, aber saftiger. Der wird dann mit Dhal und Curry serviert.


ABC (Air Batu Campur = gemischtes Eis) ist der leicht irreführende Name für einen Nachtisch, denn eigentlich besteht er hauptsächlich aus geschredderten Eiswürfeln. Eine recht bunte Angelegenheit ist es trotzdem, da es außer Kondensmilch und Sirup noch Jelly in allen Formen und Farben enthält, sowie Kidneybohnen, Mais, Erdnüsse, Rosinen und Krokant.


Soweit der Streifzug durch die malaiische Küche. Falls ich die Zutaten zusammenbekomme, werde ich das ein oder andere Gericht sicher auch mal in Deutschland auftischen.


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Montag, 28. September 2009

Gefährliches Sri Lanka

Colombo ist etwa drei Flugstunden von Kuala Lumpur entfernt und man überfliegt auf dem Weg die Insel einmal von Ost nach West, wobei ich mich schon auf die abwechslungsreiche Landschaft - grüne Berge und trockene Ebenen - einstellen konnte. Da die Hauptstadt anscheinend nicht viel zu bieten hat, fuhr ich ohne Aufenthalt nach Nordosten in das geografische und historische Herz der Insel.

Leider gibt es in Sri Lanka keine Reisebusse und man muss selbst lange Strecken in engen, klapprigen Vehikeln zurücklegen, die in Malaysia und Thailand höchstens noch als Lokalbusse eingesetzt würden. Das modernste in diesen Bussen sind die blinkenden Buddhabilder beim Fahrer und das Soundsystem, dass mich stundenlang mit Reggae oder lokalen Schnulzen in ohrenbetäubender Lautstärke malträtierte. Die ersten zwei Sitze des Busses sind für buddhistische Mönche reserviert. Ich konnte beobachten, wie ein blutjunger Mönch in den schon aus allen Nähten platzenden Bus stieg und der alte Mann der vorne saß ohne zu murren aufstand und sich zu den übrigen Stehenden quetschte.

Erstes Ziel war Sigiriya. Darüber ob die Felsenfestung ein Palast oder eine religiöse Kultstätte war wird noch gestritten, aber ihre Überreste sind zweifellos ziemlich beeindruckend. Der Felsen ragt senkrecht aus einer ansonsten recht flachen Landschaft und sieht erstmal wenig spektakulär aus, aber sein nur wenige hundert Quadratmeter großes Plateau war früher dicht bebaut. Im Zentrum befindet sich noch immer ein riesiges Felsbecken, dass Regenwasser sammelte und den Felsen bei Belagerung versorgt.


Als ich auf der Spitze war und auf ein etwas tiefer gelegenes Plateau blickte, stoben die dort versammelten Touristen plötzlich in alle Richtungen auseinander als hätten die steinernen Löwentatzen die den Aufstieg verzieren plötzlich begonnen um sich zu schlagen. Minuten später kamen ein Führer und einige Touristen gerannt, die sich offenbar auf halbem Weg nach oben befunden hatten. Um den Kopf des Führers schwirrten mindestens zehn Hornissen.


Die Nester der Insekten hängen an den Steilwänden des Felsens und ohne ersichtlichen Grund hatten sie begonnen alles zu attackieren was irgendwie nach Mensch roch, obwohl sie nach dem Verlust ihres Stachels sterben mussten. Ich versuchte den Abstieg trotzdem, kehrte aber um weil ich schon nach ein paar Metern von der ersten Hornisse gestochen und von einigen weiteren umschwirrt wurde. Sie verfolgten ihre Opfer zwar bis auf das Hochplateau, konnten aber aufgrund des scharfen Windes nicht so gut manövrieren, so dass ich und etwa 15 weitere Gestrandete dort relativ sicher aber eben auch gefangen waren.

Nach einer knappen Stunde kamen zum Glück Männer mit gelben Ganzkörper-Gummianzügen, in denen wir den Abstieg wagen konnten, auch wenn wir damit so aussahen als bewegten wir uns durch nuklear verseuchtes Gelände. In meiner Herberge erfuhr ich dann vom Wirt, der mittlerweile schon im Hospital nach seinen Gästen gesucht hatte, dass etwa acht Leute mit mehr als zehn Stichen zur ins Krankenhaus nach Kandy gebracht werden mussten. Dorthin fuhr ich dann am nächsten Tag mit dem Bus statt mit der Ambulanz.


An einem See im Vorgebirge gelegen, macht die Stadt einen sehr schweizerischen Eindruck und auch die Temperaturen sind so wunderbar mild, wie ich es schon seit acht Monaten nicht mehr erlebt habe. Das war allerdings nur ein Vorgeschmack auf das richtig kalte Klima im Hochgebirge bei Nuwara Eliya. Der Ort zwischen den Teeplantagen, für die Ceylon so berühmt ist, scheint ständig in Wolken gehüllt zu sein. Wahrscheinlich auch um diesen Temperaturen zu widerstehen, sind die Teesträucher - entgegen meinen Erwartungen - ziemlich hartblättrige Gewächse.


In diesem Gebirge befindet sich auch der Horton Plains National Park - eine Mischung aus Hochsavanne und niedrigem Regenwald in dem man eine wunderschöne Wanderung zum 'Worlds End' machen kann, einer Steilwand über dessen Abgrund man fast senkrecht ins Tal oder in die Weite blicken kann. Die Tour ist allerdings 'was für Frühaufsteher, weil immer pünktlich um halb zehn Wolken ins Tal rollen und man sich wirklich am Ende der Welt wähnt, wenn man an einem weiß wabernden Abgrund steht und ins Nichts schaut.


Von der höchsten Bahnstation Sri Lankas ging es mit dem Zug weiter durch Berge und Teeplantagen. Gegen den Preis von ein paar Zigaretten konnte ich es mir im ersten Wagen bequem machen in dem ansonsten nur zwei Bahnangestellte und zwei bewaffnete Soldaten saßen, die jeden anderen Eindringling ärgerlich vertrieben, obwohl die übrigen Waggons zum brechen gefüllt waren.


Militär und Polizei sind in Sri Lanka omnipräsent. Sie stehen vor jedem irgendwie öffentlichen Gebäude oder haben sich in Maschinengewehrnestern verschanzt und ständig gibt es Straßensperren an denen man kontrolliert wird. Inwiefern das ein Dauerzustand aufgrund des Konfliktes mit den Tamil Tigers ist oder mit der bevorstehenden Wahl zusammenhängt weiß ich nicht. Von vielen Plakatwänden, Heckscheiben und Klotüren lächelte jedenfalls der Staatspräsident wie ein freundlicher türkischer Gebrauchtwagenhändler. Die Kandidaten haben in übrigen, egal für welche Partei sie antreten, starke physiognomische Übereinstimmung: ein dickes Gesicht und einen mächtigen Schnauzer - Politik scheint ein einträgliches Geschäft zu sein.



Zu guter letzt erreichte ich wieder den indischen Ozean und verbrachte zwei Tage im Fort von Galle. Die Stadt erinnert von außen ein wenig an St-Malo: meterdicke Mauern haben sie bis jetzt vor jedem Tsunami geschützt, der sich aus dem Meer erhoben hat, welches die Stadt fast vollständig umschließt. Zwischen den Mauern erinnern die Gebäude eher an ein verschlafenes holländisches Fischerdorf. Hinter den Fassaden wird jedoch überall eifrig an neuen Hotels und Guesthouses gewerkelt, die der Stadt wohl den Schlaf und die romantische Atmosphäre rauben dürften.


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Mittwoch, 2. September 2009

Vergänglicher Reichtum in Kambodscha


Da mein Flug nach Siem Reap zu einer unmöglich frühen Zeit ging musste ich am Flughafen schlafen, was ich das letzte mal in einem Land gemacht habe, dass damals noch Tschechoslowakei hieß. Dafür ist Siem Reap dann nur einige Kilometer von den berühmten Angkor Tempeln entfernt, die das Hauptziel meiner Reise waren.


Die größten Tempel sind auf ein mehrere Quadratkilometer großes Dschungelareal verstreut, dass ich aus Kostengründen meist mit dem Fahrrad erkundete, was mühsam war da kambodschanische Fahrräder aus unerfindlichen Gründen nur kleine Zahnkränze haben. Über das Erlebnis lässt sich schwer schreiben und selbst meine Bilder schienen mir nach meiner Rückkehr nicht annähernd die Großartigkeit der Sache abzubilden.


Angkor ist sehr vielseitig: Die Tempel sind hoch oder weitläufig, gut erhalten oder halbe Ruinen, vom Regenwald überwuchert oder steinern, hinduistisch oder buddhistisch und aus verschiedenen Epochen. Die Hauptattraktion Angkor Wat ist wie eine Matroschka, die immer wieder neue Paläste darbietet je weiter man ins Innere vordringt.


Kaum zu glauben, dass die Nachfahren des Volkes dass diese gigantischen Kunstwerke vollbracht hat nun bettelnd vor den Tempeln hockt. Vor allem die Kinder sind ziemlich hartnäckig und schwerer abzuweisen. Ich habe eine Frau gesehen, die ihrem gerade mal einjährigen und kaum sprachfähigen Kind schon "Sir, you like a cold water?" beizubringen versuchte.


Natürlich ist es paradox wenn ich mich darüber beschwere, aber das größere Ärgernis sind die Touristengruppen. Gerade die verwinkelten Ruinen verlieren viel Charme wenn man sich an sich an großen Gruppen schwatzender Chinesen vorbeischieben muss und es nicht mehr eine Frage ist ob man ein Foto ohne Menschen machen kann, sondern nur noch wie viele drauf sein werden. Ich bin deshalb meist schon im Morgengrauen (etwa halb sechs) aufgestanden, was auch wegen der vergleichsweise milden Temperaturen angenehm ist.


Anschließend fuhr ich zum entspannen für zwei Tage an den Strand von Sihanoukville, genoss frischen Fisch von Grill mit Strandblick und ließ mich von Sandflöhen piesacken, bevor ich zu guter letzt in Kampot Station machte.


Kampot selbst ist ein hübscher Ort der viel französische Architektur im Stadtbild erhalten konnte, eigentlich kommen die Touristen aber wegen der gespenstischen Bokor Hill Station im angrenzenden Nationalpark. Wegen mutmaßliche gefährlicher Tiger - oder weil die Ranger auch ihr Auskommen brauchen - kann man nur in bewaffneter Begleitung in den Park und ich schloss mich schweren Herzens einer organisierten Tagetour an.



Aber man bekommt was geboten: Die schon seit Jahrzehnten verlassenen Gebäude der Hill Station, die mit ihrem verwitterten Äußeren und Fliesen unter denen das Wasser gurgelt wenn man darauf tritt eine veritable Kulisse für jeden Horrorfilm abgeben würden, liegen auf einem Hochplateau. Wolkenfetzen kriechen den Berg hoch und treiben dann über die Ebene, wodurch man immer abwechselnd Gebäude erblickt bevor sie wieder hinter den Wolken verschwinden; und wenn es mal ein bisschen mehr aufreißt kann man den fast senkrechten Berghang hinab auf das Dach des Dschungels schauen.




Für den letzten Tag lieh ich mir ein Motorbike aus und brauste übers Land. Als ich ohne vorherige Erfahrung vor dem Laden des Vermieters eine Runde drehte, dachte ich die Idee wäre vielleicht doch nicht so gut gewesen, bei der zweiten Runde war es nicht viel besser, aber ich habe es trotzdem gemacht und mich schon nach einer Viertelstunde recht wohl damit gefühlt.


Bis auf 80 km/h brachte ich den Roller, aber die meisten Landstraßen sind so schlecht, dass man mit 50 km/h gut bedient ist, wenn man nicht den nächsten Ochsenkarren anfahren will, der von einem Stippi gesteuert wird, der dem Ochsen nicht mal bis zur Schulter reicht. Kinder hüten in Kambodscha oft Tiere, Frauen arbeiten auf dem Feld, nur Männer sieht man selten arbeiten.


Das letzte Mal wurde ich dann am Flughafen in Phnom Penh von der korrupten Regierung abgezockt - 25$ Servicegebühren, wofür auch immer. Überhaupt bezahlen auch die Khmer in Kambodscha ausschließlich mit US-Dollar. Allerdings gibt es kein Cent und hier springt die Landeswährung Riel ein. Kostet ein Essen 2,50$ und man bezahlt mit einer 5$ Note, bekommt man 2$ und 2000 Riel zurück.

Next target in two weeks: Sri Lanka.

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Mittwoch, 19. August 2009

Bahasa Melayu

Nach über einem halben Jahr in Malaysia muss ich zugeben, dass ich die Sprache eher schlecht als recht beherrsche. Ich kann ganz gut darüber Auskunft geben wer ich bin und was ich mache und mich über ein paar Alltagsthemen (Essen, Urlaub, Freizeit etc.) unterhalten. Am besten funktioniert das mit malaiischen Händlern oder Busbekanntschaften, weil man von denen notorisch auf Englisch angesprochen wird, auch wenn man immer Malaiisch antwortet. Verstehen ist sehr schwierig da es die meisten Leute irgendwie nicht hinbekommen für den Ausländer langsam und deutlich zu sprechen.


Angeblich ist die Bahasa Melayu eine sehr einfache Sprache und das trifft auf die Grammatik auch weitestgehend zu: Es gibt eine rigide Satzstruktur, Verben und Adjektive werden nie gebeugt und Artikel gibt es nicht. Pronomen sind unveränderlich (z.B. werden Personalpronomen nach einem Nomen zu Possessivpronomen, kucing saya = Katze ich = meine Katze). Im Plural werden Nomen einfach verdoppelt (kedai = Laden, kedai-kedai = Läden).


Schwierig ist es mit dem Nichtvorhandensein des Verbs SEIN umzugehen. SEIN und HABEN sind ja für Germanische und Romanische Sprachen extrem wichtig Verben, die wesentlich mehr bedeuten als nur existieren und besitzen. HABEN heißt auf Malaiisch ADA hat aber einen kleineren Bedeutungshof. (saya seronok = ich glücklich = ich bin glücklich, saya habis = ich Schluss = ich habe Schluss)


Noch merkwürdiger ist es mit den Zeitformen. Es gibt zwei Wege um Vergangenheit und Zukunft auszudrücken: Man kann am Anfang des Satzes eine Zeitpunkt benennen (semalam = gestern, esok = morgen, 4 julai = 4. Juli) oder man benutzt Zeitwörter:

- saya sudah/belum di Kuala Lumpur = ich schon/noch nicht in Kuala Lumpur = ich war schon/noch nicht in Kuala Lumpur

- saya akan pergi ke Kuala Lumpur = ich werden gehen nach Kuala Lumpur = ich werde nach Kuala Lumpur gehen


In der gesprochenen Sprache sind die Malaien allerdings deutlich weniger fabulierfreudig als diese Sätze vielleicht glauben machen, sondern reduzieren die ohnehin simplen Sätze gern auf Einwortäußerungen. Ein Dialogbeispiel:

yum, makan! - sudah. - balik? - kelas.

= komm, essen? - schon. - zurück? - Klasse.

= Kommst du mit essen? - Ich habe schon gegessen. - Also, fährst du jetzt nach Hause? - Nein, ich habe noch Unterricht.


Das eigentlich schwierige sind aber die Vokabeln. Während man bei allen europäischen Sprachen immer viele ähnliche Worte findet, klingt ein malaiisches Wort fast nie wie das entsprechende deutsche, englische oder französische Wort - die Gemeinsamkeiten gehen trotz langer niederländischer, portugiesischer und englischer Kolonialgeschichte gegen Null. Ausnahme sind ein paar aus dem Englischen übernommene Worte. Um herauszufinden was sie bedeuten spricht man sie am besten auf Deutsch aus:

basikal, beg, botol, farmasi, kelas, losen, ogos, sains, teksi (wer mir zuerst alle Englischen Worte korrekt schickt bekommt ein Bienchen, Deutschassistenzlehrer sind von der Teilnahme ausgeschlossen).


Erschwert wird das Lernen dadurch, dass alle Worte viele Vokale enthalten. Typischerweise wechselt immer ein Vokal mit einem Konsonanten wie in SEMALAM (das scheint für asiatische Sprachen allgemein charakteristisch zu sein) oder zwei Konsonanten stehen nebeneinander wie in PERGI - Worte mit drei aufeinander folgenden Konsonanten gibt es praktisch nicht und ein Wort wie das deutsche SCHWARZ, das bei sieben Buchstaben nur einen Vokal hat ist unvorstellbar. Weil es aber nur fünf Vokale gibt sind sie Wörter häufig sehr ähnlich und wenn man auch nur einen oder zwei Vokale oder Konsonanten vertauscht hat man schon ein falsches Wort benutzt:

saya - sayu = ich - traurig

kucing - kacang = Katze - Bohne

sebab - sebak - sebal - sebar - sebat = weil - Atemnot - ärgerlich - verbreiten - schlagen


Alles seeehr schwierig! Damit verabschiede ich mich erstmal in die Ramadanferien. Ich werde bis Ende des Monats in Kambodscha verweilen, wo ich zur Entspannung Bahasa Perancis sprechen kann.


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Donnerstag, 23. Juli 2009

Entwicklungshilfe für AFS ?

Wie einige von euch sicher wissen, bin ich mit Unterstützung eines Programms namens "weltwärts" des deutschen Bundesministeriums für Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hier in Malaysia. Ausgeführt wird das Programm durch unzählige Gemeinnützige Organisationen wie zum Beispiel AFS. Die bekommen dann pro Teilnehmer und Monat maximal 580 € vom BMZ und noch mal Geld aus dem Förderkreis des Teilnehmers (bis zu 150 € pro Monat).


Da das Geld also zum größten Teil aus dem Entwicklungshilfeetat kommt sollte man meinen, dass damit eben auch Entwicklungshilfe in armen Ländern geleistet wird - dem ist aber nicht so. Zunächst einmal bleibt das Geld - zumindest im Fall von AFS, aber sicher auch bei anderen Organisationen - zu 100% bei der Entsendeorganisation (also AFS) und kein Cent geht an das Entwicklungshilfeprojekt in dem Land in dem wir arbeiten und dass unsere Unterkunft und Verpflegung aus eigener Tasche bezahlen muss (in meinem Fall die Schule).


Die Projektkosten für eine Person für ein Jahr werden von AFS mit 9000 € veranschlagt wovon das Geld vom BMZ 6960 € deckt und der Förderkreis noch mal 1800 €. Da ist eine Diskrepanz von 240 € allerdings sind die von AFS veranschlagten 750 € pro Monat auch völlig unrealistisch. Mit der Summe kommt man selbst in Deutschland einem Monat ganz gut über die Runden und in einem Land wie Malaysia ist das ein kleines Vermögen - erst recht wenn man nicht für die Unterkunft und Verpflegung der Teilnehmer sorgen muss.



In einem Diagramm, dass wir in Deutschland erhalten haben, um Spenden für AFS für unseren Förderkreis einzuwerben (oben), sind allerdings 32 % der Projektgelder als Unterkunfts- und Verpflegungskosten ausgewiesen. Ich habe also mal bei AFS-Deutschland nachgefragt und daraufhin ein anderes Kostendiagramm bekommen (unten).


Der gelbe Bereich - als direkte Teilnehmerkosten bezeichnet - ist relativ verständlich und deckt sich größtenteils mit den Angaben aus dem Förderkreisprospekt. Die 21 % "costs in the host country" sind nicht etwa eine abgespeckte Version der Verpflegungskosten aus dem Förderkreisprospekt, sondern sollte laut der Erklärung die Unkosten von AFS-Malaysia decken (im wesentlichen die Organisation des Projektplatzes und dessen Betreuung, sowie 3 kurze Treffen aller Volunteers zu Beginn, Mitte und Ende des Freiwillenjahres).


Bleiben 38 % die als "costs in Germany" (rot) ausgewiesen sind und nicht näher erläutert werden. Jeder Teilnehmer wird monatlich im Gegenwert von 150 € "supportet", für 60 € monatlich wird in seinem Namen in irgendein Volunteer Training investiert und 75 € bleiben monatlich noch für administrative Aufgaben. Pro Teilnehmer bleibt also mehr als ein drittel des Geldes (über 3000 €) bei AFS-Deutschland zur mehr oder minder freien oder zumindest nicht wirklich geklärten Verwendung. Wenn man sich die restliche Summe ansieht kann man allerdings davon ausgehen, dass auch die übrigen 62 % der Fördergelder nicht vollständig bei der Durchführung des Programms aufgebraucht werden.


Letztendlich wird mit dem Geld also nicht armen Menschen geholfen sondern es werden NGOs wie AFS in Deutschland gepäppelt. Darum ist es auch kein Wunder, dass eine Schüleraustauschorganisation wie AFS plötzlich massenhaft "Entwicklungshilfestellen" aus dem Boden stampft, die dann von AFS vor Ort eher schlecht als recht gemanagt werden - wie ich aus eigener Erfahrung aber auch von AFS-Volunteers aus anderen Ländern weiß.


Dass die Projekte in den Entwicklungsländern kein Geld zur Unterstützung bekommen wäre noch schön und gut, wenn durch das Programm bedürftige Menschen professionelle Unterstützung erhalten würden. In Malaysia und vielen anderen Projektstellen ist beides nicht der Fall:


Die Volunteers haben in der Regel keine Ausbildung die sie zu der Arbeit in ihrer Projektstelle irgendwie qualifiziert - die meisten sind frische Schulabgänger. Den malaiischen Schulen hat man allerdings vorgetäuscht sie bekämen Lehramtsstudenten mit mindestens 2 absolvierten Studienjahren. In vielen Projekten fällt es auch schwer den Entwicklungshilfeaspekt zu erkennen. Malaysia zum Beispiel ist kein armes Land (mehr Bettler als in Berlin gibt's hier auch nicht) und mit meiner Arbeit an einer staatlichen Eliteschule unterstütze ich quasi auch noch die rassistische Bildungs- und Gesellschaftspolitik der malaiischen Regierung.


Summa summarum wird durch das "weltwärts"-Programm: 1) keine finanzielle Entwicklungshilfe geleistet, weil alles Geld bei der Entsendeorganisation bleibt, 2) kaum immaterielle Entwicklungshilfe geleistet, weil die Volunteers nicht qualifiziert sind und deshalb oft Tätigkeiten verrichten die entweder nicht essentiell sind oder von lokalen Arbeitern billiger erledigt werden könnten, 3) keine bedürftigen, armen Menschen unterstützt sondern teilweise sogar privilegierte.


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