Samstag, 31. Januar 2009

Abrechnung


Ich habe am Wochenende einen kleinen Ausflug in's 60 km entfernte Batu Ferringhi gemacht und will daran mal exemplarisch darstellen wie billig man hier leben kann.

Also: 1,20 RM (Ringit Malaysia) kostet der Bus ins Stadtzentrum von Sungai Petani (SP), 2,90 RM kostet der Bus nach Butterworth, die Fähre nach Penang muss man nur hinzu bezahlen (1,20 RM) und der Bus nach Batu Ferringhi kostet noch mal 2 RM. Fahrtkosten hin und zurück: 13,40 RM.

An meinem Ziel habe ich ein billiges Hostelzimmer für 30 RM genommen. Da ich zu einer Geburtstagsparty eingeladen war, gab es am ersten Tag kostenlos Essen. Am Samstag habe ich mich dann dann selbst versorgt (Roti Canai im Straßenrestaurant, öfter mal was trinken und Snacks), was insgesamt höchstens 10 RM gekostet hat.

Ich habe für den Ausflug also insgesamt gut 50 RM ausgegeben, was bei einem Wechselkurs von 1:5 etwa 10 € entspricht. Die billigen Reisekosten haben allerdings ihren Preis darin, dass ich ungefähr 3 Stunden gebraucht habe, um an mein gar nicht so fernes Ziel zu gelangen - was den Public Transport angeht ist Malaysia wirklich noch ein Entwicklungsland.

Und warum nun die ganze Kalkulation? Nun, weil es über Batu Ferringhi eigentlich nicht soviel zu sagen gibt, außer dass es sich um einen schönen Strand mit leider sehr trübem Wasser auf der Insel Pulau Pinang handelt. Letztendlich bin ich deshalb mehr im kühleren Pool des Luxushotels geschwommen, in dem meine Freunde (für 200 RM die Nacht) geschlafen haben.

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Dienstag, 27. Januar 2009

Chinese New Year

Die Chinesen machen ungefähr 30 % der Bevölkerung Malaysias aus. Angesiedelt haben sich die meisten während der Britischen Herrschaft und leben nun schon seit Generationen hier. Der Jahreswechsel hat sich nach ihrem Kalender in diesem Jahr in der Nacht des 25 Januar vollzogen und ich war in dieser Zeit für ein paar Tage in Ipoh bei einer chinesischen Familie zu Besuch.

Aus dem Jahr der Maus/Ratte sind wir in das der Kuh/des Ochsen gewechselt. Bestimmt wurde die Reihenfolge der chinesischen Jahre vor langer Zeit, als ein Herrscher die Tiere zu einem Wettrennen aufrief auf das die besten Tiere am Himmel in Form von Sternzeichen verewigt würden. Da mag es wundern, dass das Jahr der Maus vor dem der Kuh, ja sogar ganz als erstes kommt. Hintergrund ist eine List der Maus die sich von der gutmütigen Kuh über ein Gewässer tragen ließ und danach - unbemerkt von der Kuh - auf dieser bis zum Ziel ritt, um im letzten Augenblick von deren Kopf über die Ziellinie zu springen und somit das Rennen zu gewinnen.


Gefeiert wird ein bisschen wie Weihnachten bei uns. Statt eines Weihnachtsbaumes gibt es zwei kleine Schreine: einen im Haus für den Gott der Erde und einen mit Weihrauch vor der Tür für den Gott des Himmels. Darauf werden den beiden wichtigsten Göttern Obst und Süßigkeiten dargeboten. In meiner Gastfamilie und vielen anderen ist die religiöse Geste jedoch mittlerweile reine Folklore (siehe Weihnachten).


Ansonsten wird ausführlich getafelt und Verwandte und Bekannte werden besucht, wobei alle Kinder bzw. alle Unverheirateten (also auch ich) von den Erwachsenen Geschenke bekommen. Das sind immer kleine Umschläge, deren Inhalt mir noch unbekannt ist, da die Tradition will, dass man sie erst nach den Feiertagen öffnet. Da aber die Umschläge alle das Logo irgendeiner Bank tragen wird wohl Geld drin sein. Wohlstand steht auf dem Wunschzettel der meisten Chinesen ganz oben.


An chinesischen Tempeln hätte Jesus sicher keine Freude gehabt - sie sind zum Teil die reinsten Marktplätze. Schon bei der Ankunft wollen eine wild pfeifende Wächter auf Bezahlparkplätze locken, überall auf dem Gelände der Tempel werden irgendwelche Glücksbringer feilgeboten und auch ein Eiscafé gibt es. Zum Jahrmarkt wird es dann, als es für die Kinder hölzerne Reittiere gibt und vor einigen Götterstatuen Näpfe stehen in die man aus einiger Entfernung Münzen schnippen soll um sich etwas zu wünschen. So sehr mir die angsteinflößende Stille europäischer Gotteshäuser auch abgeht, kann ich doch nicht anders als einen solchen Rummel an einem heiligen Ort irgendwie anstößig zu finden.




Für den ersten Tag des neuen Jahres gibt es ein paar Regeln: man darf nicht saubermachen, keine Messer benutzen und nicht töten (deshalb gibt es vegetarisches Essen mit sehr leckerem Tofu). Sonstige mir aufgefallene kulturelle Unterschiede: soziale Gatherings sind auch am Abend eher kurz und ziehen sich nicht bis spät in die Nachte, abgenagte Knochen und Gräten werden einfach auf den Tisch gelegt, Höflichkeit beim mitessenanfangen und vomTischaufstehen wird nicht erwartet.






Gong Xi Fa Cai!

PS: An dieser Stelle noch einen herzlichen und nachträglichen Glückwunsch an Uli: hab' Dich natürlich nicht vergessen, sondern nur kein Internet gehabt. Alles Gute.

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Mittwoch, 21. Januar 2009

sicher ist sicher

Jungenwohnheim

ein Schlafsaal

mein Wohnzimmer

Mädchenwohnheim

der Campus

Blick auf's Lehrerzimmer

Anmerkung: Die Bilder haben recht gute Qualität werden aber im Blog nicht größer abgebildet. Zum vergrößern bitte auf das jeweilige Bild klicken (wenn ihr z.B. den Barbwire-Fence sehen wollt).


Es Zeit einmal kurz das Gelände meiner Schule zu erkunden - der Sekolah Menegah Sains Sultan Mohamad Jiwa (SMSSMJ). Es handelt sich um eine Highschool mit Internat für Schülerinnen und Schüler von 13 bis 17 Jahren. Um auf das Schulgelände zu gelangen muss man zunächst an einem Schlagbaum mit mindestens 3 Wachen vorbei - die sicher auch irgendwo auch Waffen tragen -; und die lassen niemanden rein, der nicht irgendwie befugt ist.

Schüler die raus wollen brauchen eine Erlaubnis von Principal, die sie dann am Tor einem grimmig aussehen Kerl - Marke Ex-Söldner - vorzeigen müssen, der immer irgendeinen rauchenden Stängel im Mundwinkel trägt. Solch eine Erlaubnis bekommen sie höchsten alle paar Monate mal - oder wenn sie mich zum Supermarkt oder ins Stadtzentrum eskortieren.

Innenansichten kann ich dann natürlich nur vom Jungswohnheim bieten, wo auch ich residiere. Mein Räumlichkeiten (Wohn-/Arbeitszimmer, Schlafzimmer und Bad) sind so um die 30 qm groß. Als ich angekommen bin sah es ein bisschen trist aus, aber auf Nachfrage durfte ich mir ein paar Pflanzen aus dem Gewächshaus aussuchen und nun ist es schon recht gemütlich.

In einem Raum dieser Größe sind ansonsten mindestens 8 Schüler untergebracht. Jeder hat ein Bett und einen großen Spind. Es gibt aber auch unwesentlich größere Zimmer in denen über 15 Schüler schlafen. Statt Fenstern gibt es nur Lamellen und ich weiß nicht wie die Jungs mit den Mücken zurechtkommen.

Obwohl das Gelände ja sowieso schon eingezäunt und bewacht ist, werden die Jungfrauen innerhalb dieses Zauns noch einmal zusätzlich durch einen knapp 2 Meter hohen Zaun mit Stacheldraht geschützt. Näher als 20 Meter kommt also kein Schüler an das Mädchenwohnheim heran - ein zweiter Sicherheitsring sozusagen.

Dann gibt es natürlich noch Unterrichtgebäude, eine Sporthalle, einen großen Sportplatz, eine Mensa und mehrer Gebetsräume. Am hinteren Ende wird das Gelände durch einen sehr großen Teich begrenzt, aus dem schon mal ein Krokodilbaby gezogen wurde. Dessen Mama wird noch vermisst - genauso wie der letzte Deutschlehrer. :o)

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Donnerstag, 15. Januar 2009

PS: Wirtschaftsförderung auf Deutsch

Vielleicht kann die Bundesregierung mal anregen, dass alle Beamten einmal in der Woche mit einem deutschen Auto zur Arbeit kommen müssen.

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Mittwoch, 14. Januar 2009

Wirtschaftsförderung auf Malaiisch


Jeder Donnerstag ist Batik-Day - das heißt, dass alle Staatsbediensteten an diesem Tag Batikhemden tragen müssen. Meines wurde mir freundlicherweise von der Schule zur Verfügung gestellt.

Für alle die es noch nicht wussten: Die Lieblingsfärbung aller Hippies wurde hier in Südostasien erfunden. Nun mag es etwas übertrieben scheinen dieser zweifellos stilbildenden Errungenschaft wöchentlich zu huldigen, aber der eigentliche Zweck dieser Verordnung liegt auch eher in der Förderung der heimischen Textilindustrie, die wohl irgendwann am Anfang des Jahrtausends eine tiefe Krise hatte. Im Laufe der Jahre wurde dann die Batikquote für Staatsbedienstete von zwei Mal monatlich auf ein Mal wöchentlich gesteigert.

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Sonntag, 11. Januar 2009

Backflash






Also noch einmal zurück zu meiner Ankunft in Malaysia und zu Kuala Lumpur (eigentlich immer nur KL genannt): Hat man im Flughafengebäude schon geglaubt ein bisschen tropischen Klima zu spüren, kommt der wahre Schlag erst beim Verlassen des klimatisierten Gebäudes - eine wahrhaft drückende Hitze. Währen man in Deutschland momentan aus warm geheizten Häusern auf kalte Straßen tritt, kommt man in Malaysia teilweise leicht frierend aus gekühlten Gebäuden auf die heiße Straße. Für Malaien kann es - auch wenn sie nur T-Shirt tragen - nie kalt genug in einem Raum sein.

In einer Stunde - die man vom Flughafen in die City braucht - sieht man viele Palmen und noch mehr aufstrebende Hochhäuser und Reihenhäuser. Überall in und um KL scheinen Lücken zu sein in die man noch etwas bauen kann. Diese neuen Häuser sind leider oft sehr hoch aber selten sehr schön. Die Petrona Towers sind eines der wenigen Hochhäuser, die auch architektonisch Gestaltungswillen erkennen lassen. Gebäude die älter als 50 Jahre sind finden sich nur selten.

Nach zwei Tagen und einer kleinen Zeremonie mit Repräsentanten von den Host-Schulen, dem malaischen Bildungsministerium und AFS ging es dann auch schon nach Sungai Petani im Bundesstaat Kedah. Einen differenzierteren (und positiveren) Eindruck von KL kann ich mir hoffentlich ein anderes Mal bilden.

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Samstag, 10. Januar 2009

Erster Schultag

Eigentlich müsste ich erst einmal über die Ankunft in Kuala Lumpur erzählen, und von meiner Fahrt nach Sungai Petani - wo ich gestern spät abends angekommen bin, aber um die frischen Eindrücke nicht zu verlieren. Erzähle ich erstmal von meinem ersten Schultag oder vielmehr nur von der Begrüßungszeremonie.

Der Tag begann als um 5 Uhr morgens unerwartet der Muezzin über Lautsprecher durch das Internat rief, in dem ich untergebracht bin, und auch über eine Stunde nicht verstummte. Nachdem ich eingesehen hatte, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war bin ich aufgestanden und habe geduscht (kalt) und ein bisschen im Zimmer rumgeräumt.

Gegen 7 Uhr hat mich ein Schüler zum Frühstück abgeholt, zu dem Zeitpunkt hatten die meisten wohl schon gegessen und ich habe dann in der ziemlich leeren Mensa mit 3 Schülern - die wahrscheinlich abgestellt waren um mir Gesellschaft zu leisten - gefrühstückt. Dann haben sie mir noch schnell ein Bügeleisen gebracht, um mein Hemd auf Vordermann zu bringen.

Der Schultag beginnt wohl fast jeden Tag folgendermaßen: Alle Schüler müssen sich bis 7.30 Uhr in einem Versammlungsgebäude einfinden, dass sonst auch als Moschee dient. Die Jungen stehen links und die Mädchen rechts von Eingang aufgereiht. Wenn die Lehrer dann eintreten drehen sich alle Schüler zum Mittelgang und singen. Solcherlei von beiden Seiten beschallt, bin ich mit den Lehrern zur etwa 1,5 Meter hohen Bühne marschiert. Dort sitzen die Lehrer nach Rang in mehreren Reihen mit dem Gesicht zu den Schülern.

Dann stehen alle auf, es wird gebetet und Lieder werden gesungen. Dann gibt es einige Ansprachen von Lehrern, von denen ich natürlich nichts verstanden habe. Unter anderen wurde ich kurz vorgestellt und konnte mich selbst (auf Englisch) vorstellen. Da ich ja eher Spaß an so etwas habe, habe ich mich am Pult vor den ganzen Schülern ganz wohl gefühlt - zumal es zwischendurch und am Ende auch artig Applaus gab von den schwarzhaarigen Köpfen rechts und den weißen Kopftüchern links.

Zum Abschluss wurde dann noch einmal im stehen die Nationalhymne und ein paar andere Lieder gesungen, woraufhin die Schüler ordentlich in Reihen den Saal verlassen haben - Mädchen durch die rechte und Jungs durch die linke Tür.

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Dienstag, 6. Januar 2009

Takeoff


Zwei vorweihnachtliche Vorbereitungsworkshops später - die fast immer amüsant und oft auch interessant waren - bin ich etwas klüger. Ich weiß dass ich an der "Sekolah Menengah Sains Sultan Mohamad Jiwa" in Sungai Petani (http://en.wikipedia.org/wiki/Sungai_Petani) unterrichten werde - eine Art Highschool etwa 300 km nördlich von Kuala Lumpur. Der Online-Wetterbericht sagt für die nächsten Tage viel Regen vorher.

Ansonsten herrsch kurz vor Ankunft noch Unwissen auf breiter Front: Mein Malaiisch beschränkt sich auf etwa ein Duzend Wendungen, wo ich wie wohnen werde wird sich auch erst nach meiner Ankunft in Kuala Lumpur herausstellen und wie man ohne Klopapier zurechtkommen soll ist mir auch noch ein Rätsel.

Akute Sorgen betreffen natürlich eher das einpacken: Wie viele T-Shirts brauche ich um über die erste Woche zu kommen? Hätte ich nicht doch lieber 5 Liter Kontaktlinsenflüssigkeit mitnehmen sollen? Welchen Buches Inhalt ist sein Gewicht wert? Und warum darf Deo nicht ins Handgepäck, wo doch immerhin die Möglichkeit besteht, dass ich im Flugzeug zwischen zwei dicken schwitzenden Menschen eingezwängt werde?

So verlasse ich morgen das - nach Jahren wieder einmal - winterliche Deutschland vor allem mit vielen Fragen und großer Neugier.

Selamat tinggal! (Auf Wiedersehen)

PS: Ich möchte die Gelegenheit noch nutzen, um mich bei allen zu Bedanken die mich beim Förderkreis unterstützt haben: insbesondere bei meinem Vater, bei Hannelore, Birgit und Frank und bei meiner Mutter.

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