Samstag, 28. Februar 2009

it's lonely at the top (but not downtown)


Am Wochenende bin ich in Taiping eher unfreiwillig auf den Bukit Larut gewandert. Als ich um 11 Uhr bei der Talstation ankam, war da nicht viel los und in anbetracht des nahenden Freitagsgebetes hat man beschlossen nicht noch einmal einen Jeep mit mir hochzuschicken. Ich bin dann also durch den wilden Dschungel Richtung Hillstation hochgelaufen.


Von den motorisiert runterfahrenden Malaien wurde ich relativ verständnislos angeguckt - was in Malaysia oft passier wenn man läuft. Wenn Malaien laufen sind sie zu arm um eine Auto oder Motorbike zu kaufen, wenn reiche Europäer laufen müssen sie verrückt sein.



Knappe 3 Stunden, 10 km Weg, über 1000 Höhenkilometer, gefühlte 3 Liter Schweiß und etliche Fotos später erreichte ich glücklich die Spitze. Komplett ohne Menschen und von dicken Nebelschwaden eingehüllt sah die Hillstation ziemlich verwunschen aus. Der Ausblick ins weite Land und bis nach Penang wurde mir dadurch zwar verwehrt, aber das hatte den Vorteil, dass es angenehm kühl war und ich eben mal "Regen"wald in Aktion sehen konnte.



Runter bin ich dann auch noch gelaufen, weil der nächste Jeep erst 16 Uhr gefahren wäre und dann noch durch den kreuzpünktlichen Regen zurück nach Taiping, weil an der Talstation gerade kein Taxi war.




Taiping ist ansonsten sehr sehenswert, weil es viel alte chinesische und Kolonialhäuser gibt an denen der Zahn der Zeit nagt und auf die sich der Staub der fehlenden Bedeutung gelegt hat; und auch weil viele Straßen von großen Bäumen gesäumt sind. Vor allem aber sind die Menschen sehr aufgeschlossen und man kommt schnell mit langmähnigen Metalgitaristen (http://www.myspace.com/samartary99) oder unterbeschäftigten Foodstallverkäufern ins Gespräch.



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Samstag, 21. Februar 2009

Den Gefallenen des diesjährigen Sportfestes...

Der Highschoolabschluß (SPM) setzt sich in Malaysia nicht allein aus den akademischen Leistungen zusammen, sonder beinhaltet noch das Engagement bei sozialen Aktivitäten, militärischen Drill (darüber wird später noch zu berichten sein) und eben Sport.

In den letzten Wochen - nach Angaben einer Lehrerin die heißeste Zeit des Jahres - wurden deshalb zahlreiche Wettkämpfe ausgetragen. Insgesamt gibt es vier "Sporthäuser" - gelb, rot, blau und grün - die gegeneinander antraten und deren Mitglieder, je nach Platzierung bei verschiedenen Wettkämpfen, Punkte für ihr Haus sammeln.



Ich hatte die meiste Zeit Stoppuhrendienst bei den Laufwettbewerben - 100, 200, 400, 1000, 5000 Meter und Staffellauf. Die Wettbewerbe fanden immer zur heißesten Zeit des Tages zwischen 15 und 19 Uhr statt. Beachtlicherweise sind immer alle LäuferInnen ins Ziel gekommen, aber nicht wenige sind hinter der Ziellinie zusammengebrochen und mussten von den Paramedics wieder hochgepäppelt werden - ein Mädchen musste sogar ins Krankenhaus. Die Jungen waren durchgehend schneller als die Mädchen, aber ob das allein auf Kraftunterschiede zurückzuführen ist oder ob der größere Windwiderstand der auch beim Sport vollvermummten Mädchen dazu beigetragen hat, ist noch zu klären.

Letzten Donnerstag war dann die große Abschluss- und Preisverleihungszeremonie. Jedes Sporthaus hatte dazu einen Pavillon mit der eigenen Farbe und nach einem Motto (1001 Nacht, Ritter usw.) gestaltet und war auch dementsprechend kostümiert. In dem Aufzug paradierten die Mannschaften dann im Gleichschritt und winkend an einer (überdachten) Tribüne mit dem Schulpersonal vorbei, wie wir Ossis am ersten Mai vor den Parteisekretären (inklusive Marching Band), um anschließend nebeneinander Aufstellung zu nehmen.



Etwas gelöster war dann die Preisverleihung: Einzelne Preisträger und Teams stürmten unter Gejohle ihres Hauses und begleitet von umhertollenden Fahnenträgern zum Treppchen und nahmen mehr oder minder hübsche Pokale und Fresspakete, mit allem was für die Zähne schlecht ist, entgegen - die Jungen mit Handschlag des Direktors, die Mädchen ohne.



Zum Schluss noch eine Copyright-Anmerkung: Die spektakulären Fotos wurden mir freundlicherweise von Yuki (Japanischassistenzlehrerin) zur Verfügung gestellt.

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Dienstag, 17. Februar 2009

Oldschool


Vielleicht kann man sich den Unterricht in Malaysia ungefähr so vorstellen wie in Deutschland vor 50 Jahren - auch wenn ich ehrlich gesagt nicht so genau weiß, wie es bei uns damals aussah.

Jedenfalls stehen zum Beginn der Stunde alle Schülerinnen und Schüler auf wenn der Lehrer in den Raum betritt. "Guten Morgen Herr Gedser.", schallt es dann aus 12 bis 20 Kehlen. Wer im Unterricht aufgerufen wird steht zum Antworten wie selbstverständlich auf. Körperliche Züchtigungen irgendwelcher Art konnte ich allerdings zumindest in den Deutschklassen nicht beobachten.

Allerdings herrscht von den Formalitäten mal abgesehen, eigentlich nicht sehr viel Disziplin im Unterricht - und zwar nicht nur wenn ich unterrichte. Die Mitschüler rufen dem gerade Stehenden mehr oder minder verstohlen Antworten zu, bzw. er erkundigt sich selbst bei ihnen und dass die halbe Klasse die Hausaufgaben nicht gemacht hat bleibt ohne weitere Konsequenzen. Glauben Schüler eine Antwort zu wissen rufen einfach alle durcheinander (melden ist anscheinend unbekannt) oder aufgeregt "Herr! Herr!" (in Anlehnung an "Sir! Sir!") um meine Aufmerksamkeit zu erregen.

Da es über das Schuljahr keine Noten gibt, sondern nur bei den Examen am Jahresende, sind die Disziplinierungsmaßnahmen auch sehr begrenzt. Allgemein steht Deutschland bei den Schülern hoch im Kurs, weil sie die Deutschen für wohlhabend, fleißig und naturwissenschaftlich begabt halten. In der Schule ist aber für viele der Technik- oder Chemieunterricht wichtiger als irgendeine Sprache - auch wenn gerade jene die Technik lernen gern bei Mercedes oder BMW arbeiten wollen.

Dementsprechend bekommen leider auch Schüler die schon 5 Jahre Deutsch lernen kaum einen spontanen Satz heraus und verstehen weder die Tagesschausprecherin noch mich, selbst wenn ich langsam spreche und jedes Wort einzeln betone. (Zur Verteidigung sei angemerkt, dass die malaiische Muttersprache nahezu aller Grammatik entbehrt und es natürlich schwer ist Artikel zu wissen oder Verben zu beugen, wenn einem alleine schon die Konzepte die dahinter stecken nicht bekannt sind.) Die Mädchen sind tendenziell etwas besser als die Jungen können allerdings partout nicht in normaler Läutstärke reden, sondern nur flüstern. (Ob das Symptom einer muslimischen Gesellschaft ist, in der Frauen tatsächlich "weniger zu sagen haben", sei mal dahingestellt)

Zum Abschluss der Stunde stehen dann noch mal alle Schüler auf und dem Herrn Gedser wird herzlich gedankt. Und allen die denken ich mache hier hauptsächlich Urlaub sei gesagt, dass ich mindestens sechs Stunden pro Tag arbeite.

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