Dienstag, 31. März 2009

Batcave

Ferienbericht II (klein & fein)



Pekan, die Sultansresidenz von Pahang, ist ein recht kleine Stadt und hat eigentlich nicht viel Sehenswürdigkeiten, weshalb es im ganzen Ort auch nur ein Hotel zu geben scheint, dass auch als Absteige für Obdachlose fungiert, die man dann mitunter dabei überrascht, wie sie gerade in die Dusche pinkeln, obwohl das Klo gleich nebenan ist. Lohnen tut sich ein Besuch trotzdem, weil man auf dem Weg vom Stadtzentrum zum königlichen Polofeld durch einen ländlich wirkenden Stadtteil kommt, in dem auf weiter Wiese und zwischen Kühen und Palmen viele gut erhaltene traditionelle Holzhäuser stehen.





Grandios herausgeputzt und ausgeleuchtet ist hingegen Melaka. Da die ehemals bedeutende Hafenstadt nacheinander von Portugiesen, Holländern und Briten besetzt worden ist und nun erneut von europäischen Touristen in Beschlag genommen wurde, sieht sie allerdings auch eher wie ein exotisches Stück Okzident aus: holländische und chinesische Häuser, (westlich) geschmackvoll eingerichtete Cafés und vergleichsweise gutes Englisch überall. Ein Kontrastprogramm zu Perak war auch das wunderschöne Sama-Sama-Guesthouse mit Holzdielen, Bäumen im Hof und entschieden zu vielen Backpackern in den Zimmern.


Am Fluss werden stolz Vorher/Nachher-Bilder von der neuen Uferpromenade gezeigt, die allerdings außer acht lassen, dass die Promenade lediglich aus dem Ufer gestampft wurde und dahinter immer noch dieselben dreckigen Armeleutehütten stehen, auch wenn man versucht hat, die durch dichtes Buschwerk zu kaschieren. Die nächtliche Disneylandbeleuchtung kann ebenfalls nicht vollständig darüber hinwegtäuschen, dass die mit Neonkonturen versehenen Häuser auch mal einen neuen Anstrich vertragen könnten.



Angeblich ist Melaka die Stadt mit der höchsten Museendichte auf der Welt. Tatsächlich findet man das Museum für die "sozialistische Einheitspartei" UMNO direkt neben dem Museum of Everlasting Beauty und im nächsten Haus schon wieder zwei Museen. Das einzige von mir besichtigte Museum zur Handelsstadt Melaka war allerdings nicht weiter spektakulär und das soll wohl auf die meisten Museen zutreffen - Masse statt Klasse.



Über den durchschnitt malaiischer Städte erhebt sich Melaka durch zwei geografische Erhebungen: den St. Paul's Hill und den Bukit China. Beide bieten aus unterschiedlichen Winkeln einen schönen Blick über die Stadt in Richtung Meer und meistens eine angenehme Briese. Auf dem St. Paul's Hill muss man sich das mit ständig vorbeischiebenden Touristen teilen, währen man auf dem Bukit China (eigentlich ein riesiges Friedhofsareal) höchstens ein paar Joggern begegnet - es gibt auf dem Friedhofsrundweg sogar Entfernungsmarken.

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Sonntag, 22. März 2009

Ferienbericht I (Fledermäuse und Blutsauger)




Der Taman Negara Pahang liegt in der Mitte der Peninsular Malaysia und obwohl der Reiseführer vor zu hohen Erwartungen warnt, was die Sichtung von Dschungeltieren angeht, werden mir wohl vor allem zwei Tiere in Erinnerung bleiben.


Die Warnung des Gastwirtes vor Blutegeln habe ich zunächst in den Wind geschlagen, weil ich dieselben für träge Würmchen hielt, die in Tümpeln ihrer Kundschaft harren. Inmitten eines Regenschauers, der mich bis auf die Haut durchnässte, musste ich jedoch feststellen dass die Tierchen durchaus agil sind und ich schon sechs teilweise gut gefüllte Exemplare an meinem Bein zu sitzen hatte, als ich ihrer gewahr wurde.


Die zunächst wurmförmigen Egel - die nicht größer als ein Streichholz sind - können nämlich sowohl mit dem Maul als auch mit dem Schwanz zupacken. Auf eines von beidem gestützt warten sie am Waldboden auf Erschütterungen durch herannahende Passanten und fuchteln dann mit dem freien Ende wild in der Luft herum, um sich irgendwie an ihm festzuklammern. Haben sie sich dann beispielsweise in den Schuh gekrallt bewegen sie sich mittels Überschlagt (Maul, Schwanz, Maul, ...) recht schnell am Bein empor, bis sie eine Stelle gefunden haben, an der die ungehindert zubeißen können. Sie haben dann einen ganz guten Zug und erreichen in kürzester Zeit Fingerdicke und wenn man sie losreißt, was nicht so einfach ist, da sie sofort versuchen sich in den Finger zu verbeißen, hinterlassen sie heftig blutende Abdrücke.


Gar nicht blutrünstig sind dagegen die Fledermäuse, die in der Gua Telinga zu besichtigen sind. Es handelt sich dabei um ein Höhlensystem durch das auch ein Fluss gluckert. Sich durch den Eingang zu zwängen ist recht mühsam und drinnen sieht man ohne Taschenlampe erst mal nicht so viel, aber einige Felsdurchbrüche erlauben immer wieder einen Ausblick in die Umgebung und bringen ein wenig Licht in die Sache. Nach ein paar Schrammen und nassen Füßen kommt man dann in die Batcave, wo aus allen möglichen Felsspalten ständig Fledermäuse strömen. Die ziehen sich zwar erstmal etwas zurück, wenn man den durch ein Seil markierten Weg verlässt und sich in die Mitte der Höhle stellt, haben das neue Element in ihrer Umgebung aber nach einigen Minuten akzeptiert und umschwirren den vermeintlich neugewachsenen Felsen, wobei dieser gelegentlich eine Flügelschlag gegen den Kopf oder einen pelzigen Körper gegen das Bein bekommt. Alles in allem sind es aber harmlose Tierchen.





To be continued ...

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Dienstag, 10. März 2009

the other side of the (half)moon

Bedanken möchte ich mich hier für die vielen netten Zuschriften zu meinem Blog. Ich kann daran erkennen, dass die meisten von Euch den Eindruck haben es ginge mir recht gut hier. Das ist leider nur die halbe Wahrheit.

Gut geht es mir, wenn ich am Wochenende Ausflüge unternehme und auch im Unterricht. Nicht gut geht es mir in dem Schülerwohnheim. Jeden morgen um 5 Uhr - nach nicht mal 5 Stunden Schlaf geweckt zu werden geht auf die Dauer über meine Kräfte und die soziale Situation ist auch etwas unbefriedigend.

Die Schule liegt nämlich am Rande der Stadt, wo außer einem Gigamarkt nichts ist. Und wenn die Schule aus ist, verschwinden die Lehrer meist in ihren Autos. Von der Arbeitskraft mal abgesehen scheinen sie ansonsten auch nicht sonderlich an ihren Assistenzlehrern interessiert zu sein. Ich stehe also vor der Wahl mich 24/7 wie ein Lehrer aufzuführen oder mich mit maximal 17jährigen Jungen zu solidarisieren - die nach europäischen Reifemaßstäben auch eher 14 sein dürften. Bei Ersterem hört meine Liebe zur Arbeit ganz klar auf und das Zweite ist mir als frisch gewordenem 28jährigen schlicht nicht möglich.

Nun ist das für die Schule natürlich praktisch mich hier wohnen zu lassen, weil es sie buchstäblich nichts kostet. In eine andere Unterkunft - zum Beispiel in einem sehr wohl vorhandenen Lehrerwohnheim - umziehen zu können habe ich bis jetzt nicht bewerkstelligen können. Ansonsten werden meine Bitten oder Anfragen diesbezüglich - obwohl von asiatisch zurückhaltend bis europäisch bestimmt hervorgebracht, nicht entweder nicht richtig wahrgenommen oder bewusst ignoriert.

Da ich ja durchaus erfindungsreich bin, habe ich eine Möglichkeit gefunden der Schule die finanziellen Bürden abzunehmen. Eine japanische Assistenzlehrerin mit der ich mich gut verstehe hat nämlich ein Appartement mit 3 Schlafzimmern in besagtem Wohnheim und war gerne bereit mir eines der leeren Zimmer abzutreten (bin ja in WGs mit Frauen erfahren: Gruß an Claudia, Jassi, BB und Kira dieser Stelle).

Aber da hat man an der Schule dann Bedenken, dass das 'moralisch' nicht richtig wäre. (Weniger 'moralische Bedenken' gibt es an der Schule jedoch, wenn Mitarbeiter nichtmuslimische Frauen sexuell zu belästigen.) Andere Möglichkeiten mein Unterkunftsproblem zu lösen wurden mir aber leider auch nicht in Aussicht gestellt.

Man hat mir des Weiteren zu Verstehen gegeben ich würde allgemein zu viel mit Frauen sprechen, wobei wahrscheinlich jedes Wort was über die absolute notwendige Kommunikation hinausgeht zuviel ist. Zugeben muss ich allerdings, dass ich auch mit vielen muslimischen Männern hier an der Schule nicht so recht warm werde. Jeglichen Kontakt auch zu nichtmuslimischen Frauen zu unterlassen, weil einige Menschen hier offenbar ausschließlich in sexuellen Dimensionen vom anderen Geschlecht denken können, sehe ich aber auch nicht ganz ein. (Wenn man die strikte Geschlechtertrennung und das vermeiden jeglicher Körperlichkeit bedenkt, würde dieses obsessive Wahrnehmen von Sexualität in allen zwischengeschlechtlichen Kontakten gut die eine oder andere schon etwas angestaubte psychologische Theorie belegen.)

Es ist im Grunde schade euch dieses Bild von Malaysia zeigen zu müssen, weil mir auf meinen Wochenendausflügen auch sehr viele tolerante Muslime begegnet sind, die durchaus akzeptieren können, dass Nichtmuslime eben anders leben. Nun ist die Sache etwas in der Schwebe und ich muss sehen was sich noch machen lässt.

Nun müsst ihr mir deshalb keine Beileidsbekundungen schicken, denn ich lasse mich ja so leicht nicht unterkriegen, aber diese Wir-sind-ja-so-neidisch-Mails waren in dem Moment etwas komisch für mich.

PS: Bilder gibt's zu dem Beitrag nicht, weil selbst in den USA keine 'potentiellen' Vergewaltiger im Internet veröffentlicht werden und dass dann wohl auch der 'moralische' Mindeststandard ist.

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