Donnerstag, 23. Juli 2009

Entwicklungshilfe für AFS ?

Wie einige von euch sicher wissen, bin ich mit Unterstützung eines Programms namens "weltwärts" des deutschen Bundesministeriums für Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hier in Malaysia. Ausgeführt wird das Programm durch unzählige Gemeinnützige Organisationen wie zum Beispiel AFS. Die bekommen dann pro Teilnehmer und Monat maximal 580 € vom BMZ und noch mal Geld aus dem Förderkreis des Teilnehmers (bis zu 150 € pro Monat).


Da das Geld also zum größten Teil aus dem Entwicklungshilfeetat kommt sollte man meinen, dass damit eben auch Entwicklungshilfe in armen Ländern geleistet wird - dem ist aber nicht so. Zunächst einmal bleibt das Geld - zumindest im Fall von AFS, aber sicher auch bei anderen Organisationen - zu 100% bei der Entsendeorganisation (also AFS) und kein Cent geht an das Entwicklungshilfeprojekt in dem Land in dem wir arbeiten und dass unsere Unterkunft und Verpflegung aus eigener Tasche bezahlen muss (in meinem Fall die Schule).


Die Projektkosten für eine Person für ein Jahr werden von AFS mit 9000 € veranschlagt wovon das Geld vom BMZ 6960 € deckt und der Förderkreis noch mal 1800 €. Da ist eine Diskrepanz von 240 € allerdings sind die von AFS veranschlagten 750 € pro Monat auch völlig unrealistisch. Mit der Summe kommt man selbst in Deutschland einem Monat ganz gut über die Runden und in einem Land wie Malaysia ist das ein kleines Vermögen - erst recht wenn man nicht für die Unterkunft und Verpflegung der Teilnehmer sorgen muss.



In einem Diagramm, dass wir in Deutschland erhalten haben, um Spenden für AFS für unseren Förderkreis einzuwerben (oben), sind allerdings 32 % der Projektgelder als Unterkunfts- und Verpflegungskosten ausgewiesen. Ich habe also mal bei AFS-Deutschland nachgefragt und daraufhin ein anderes Kostendiagramm bekommen (unten).


Der gelbe Bereich - als direkte Teilnehmerkosten bezeichnet - ist relativ verständlich und deckt sich größtenteils mit den Angaben aus dem Förderkreisprospekt. Die 21 % "costs in the host country" sind nicht etwa eine abgespeckte Version der Verpflegungskosten aus dem Förderkreisprospekt, sondern sollte laut der Erklärung die Unkosten von AFS-Malaysia decken (im wesentlichen die Organisation des Projektplatzes und dessen Betreuung, sowie 3 kurze Treffen aller Volunteers zu Beginn, Mitte und Ende des Freiwillenjahres).


Bleiben 38 % die als "costs in Germany" (rot) ausgewiesen sind und nicht näher erläutert werden. Jeder Teilnehmer wird monatlich im Gegenwert von 150 € "supportet", für 60 € monatlich wird in seinem Namen in irgendein Volunteer Training investiert und 75 € bleiben monatlich noch für administrative Aufgaben. Pro Teilnehmer bleibt also mehr als ein drittel des Geldes (über 3000 €) bei AFS-Deutschland zur mehr oder minder freien oder zumindest nicht wirklich geklärten Verwendung. Wenn man sich die restliche Summe ansieht kann man allerdings davon ausgehen, dass auch die übrigen 62 % der Fördergelder nicht vollständig bei der Durchführung des Programms aufgebraucht werden.


Letztendlich wird mit dem Geld also nicht armen Menschen geholfen sondern es werden NGOs wie AFS in Deutschland gepäppelt. Darum ist es auch kein Wunder, dass eine Schüleraustauschorganisation wie AFS plötzlich massenhaft "Entwicklungshilfestellen" aus dem Boden stampft, die dann von AFS vor Ort eher schlecht als recht gemanagt werden - wie ich aus eigener Erfahrung aber auch von AFS-Volunteers aus anderen Ländern weiß.


Dass die Projekte in den Entwicklungsländern kein Geld zur Unterstützung bekommen wäre noch schön und gut, wenn durch das Programm bedürftige Menschen professionelle Unterstützung erhalten würden. In Malaysia und vielen anderen Projektstellen ist beides nicht der Fall:


Die Volunteers haben in der Regel keine Ausbildung die sie zu der Arbeit in ihrer Projektstelle irgendwie qualifiziert - die meisten sind frische Schulabgänger. Den malaiischen Schulen hat man allerdings vorgetäuscht sie bekämen Lehramtsstudenten mit mindestens 2 absolvierten Studienjahren. In vielen Projekten fällt es auch schwer den Entwicklungshilfeaspekt zu erkennen. Malaysia zum Beispiel ist kein armes Land (mehr Bettler als in Berlin gibt's hier auch nicht) und mit meiner Arbeit an einer staatlichen Eliteschule unterstütze ich quasi auch noch die rassistische Bildungs- und Gesellschaftspolitik der malaiischen Regierung.


Summa summarum wird durch das "weltwärts"-Programm: 1) keine finanzielle Entwicklungshilfe geleistet, weil alles Geld bei der Entsendeorganisation bleibt, 2) kaum immaterielle Entwicklungshilfe geleistet, weil die Volunteers nicht qualifiziert sind und deshalb oft Tätigkeiten verrichten die entweder nicht essentiell sind oder von lokalen Arbeitern billiger erledigt werden könnten, 3) keine bedürftigen, armen Menschen unterstützt sondern teilweise sogar privilegierte.


http://neon-aristocracy.blogspot.com/


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