Mittwoch, 2. September 2009

Vergänglicher Reichtum in Kambodscha


Da mein Flug nach Siem Reap zu einer unmöglich frühen Zeit ging musste ich am Flughafen schlafen, was ich das letzte mal in einem Land gemacht habe, dass damals noch Tschechoslowakei hieß. Dafür ist Siem Reap dann nur einige Kilometer von den berühmten Angkor Tempeln entfernt, die das Hauptziel meiner Reise waren.


Die größten Tempel sind auf ein mehrere Quadratkilometer großes Dschungelareal verstreut, dass ich aus Kostengründen meist mit dem Fahrrad erkundete, was mühsam war da kambodschanische Fahrräder aus unerfindlichen Gründen nur kleine Zahnkränze haben. Über das Erlebnis lässt sich schwer schreiben und selbst meine Bilder schienen mir nach meiner Rückkehr nicht annähernd die Großartigkeit der Sache abzubilden.


Angkor ist sehr vielseitig: Die Tempel sind hoch oder weitläufig, gut erhalten oder halbe Ruinen, vom Regenwald überwuchert oder steinern, hinduistisch oder buddhistisch und aus verschiedenen Epochen. Die Hauptattraktion Angkor Wat ist wie eine Matroschka, die immer wieder neue Paläste darbietet je weiter man ins Innere vordringt.


Kaum zu glauben, dass die Nachfahren des Volkes dass diese gigantischen Kunstwerke vollbracht hat nun bettelnd vor den Tempeln hockt. Vor allem die Kinder sind ziemlich hartnäckig und schwerer abzuweisen. Ich habe eine Frau gesehen, die ihrem gerade mal einjährigen und kaum sprachfähigen Kind schon "Sir, you like a cold water?" beizubringen versuchte.


Natürlich ist es paradox wenn ich mich darüber beschwere, aber das größere Ärgernis sind die Touristengruppen. Gerade die verwinkelten Ruinen verlieren viel Charme wenn man sich an sich an großen Gruppen schwatzender Chinesen vorbeischieben muss und es nicht mehr eine Frage ist ob man ein Foto ohne Menschen machen kann, sondern nur noch wie viele drauf sein werden. Ich bin deshalb meist schon im Morgengrauen (etwa halb sechs) aufgestanden, was auch wegen der vergleichsweise milden Temperaturen angenehm ist.


Anschließend fuhr ich zum entspannen für zwei Tage an den Strand von Sihanoukville, genoss frischen Fisch von Grill mit Strandblick und ließ mich von Sandflöhen piesacken, bevor ich zu guter letzt in Kampot Station machte.


Kampot selbst ist ein hübscher Ort der viel französische Architektur im Stadtbild erhalten konnte, eigentlich kommen die Touristen aber wegen der gespenstischen Bokor Hill Station im angrenzenden Nationalpark. Wegen mutmaßliche gefährlicher Tiger - oder weil die Ranger auch ihr Auskommen brauchen - kann man nur in bewaffneter Begleitung in den Park und ich schloss mich schweren Herzens einer organisierten Tagetour an.



Aber man bekommt was geboten: Die schon seit Jahrzehnten verlassenen Gebäude der Hill Station, die mit ihrem verwitterten Äußeren und Fliesen unter denen das Wasser gurgelt wenn man darauf tritt eine veritable Kulisse für jeden Horrorfilm abgeben würden, liegen auf einem Hochplateau. Wolkenfetzen kriechen den Berg hoch und treiben dann über die Ebene, wodurch man immer abwechselnd Gebäude erblickt bevor sie wieder hinter den Wolken verschwinden; und wenn es mal ein bisschen mehr aufreißt kann man den fast senkrechten Berghang hinab auf das Dach des Dschungels schauen.




Für den letzten Tag lieh ich mir ein Motorbike aus und brauste übers Land. Als ich ohne vorherige Erfahrung vor dem Laden des Vermieters eine Runde drehte, dachte ich die Idee wäre vielleicht doch nicht so gut gewesen, bei der zweiten Runde war es nicht viel besser, aber ich habe es trotzdem gemacht und mich schon nach einer Viertelstunde recht wohl damit gefühlt.


Bis auf 80 km/h brachte ich den Roller, aber die meisten Landstraßen sind so schlecht, dass man mit 50 km/h gut bedient ist, wenn man nicht den nächsten Ochsenkarren anfahren will, der von einem Stippi gesteuert wird, der dem Ochsen nicht mal bis zur Schulter reicht. Kinder hüten in Kambodscha oft Tiere, Frauen arbeiten auf dem Feld, nur Männer sieht man selten arbeiten.


Das letzte Mal wurde ich dann am Flughafen in Phnom Penh von der korrupten Regierung abgezockt - 25$ Servicegebühren, wofür auch immer. Überhaupt bezahlen auch die Khmer in Kambodscha ausschließlich mit US-Dollar. Allerdings gibt es kein Cent und hier springt die Landeswährung Riel ein. Kostet ein Essen 2,50$ und man bezahlt mit einer 5$ Note, bekommt man 2$ und 2000 Riel zurück.

Next target in two weeks: Sri Lanka.

http://neon-aristocracy.blogspot.com/

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